Vietnam: Der Wahrsager bestimmt

Durch unseren Aufenthalt in Chua Bai Dinh und das glückliche Zusammentreffen mit Scott, unseren Homestay Vermieter, haben wir einen kleinen Einblick in die Traditionen in Vietnam bekommen können,

die im Norden noch sehr viel intensiver gelebt werden als im Süden. Neben dem Ahnenkult, ist die Art Entscheidungen zu treffen sehr interessant; in Vietnam werden immer noch Wahrsager befragt. Sie ermitteln den richtigen Zeitpunkt ein Haus zu bauen, den ersten Spatenstich zu tätigen und auch alle anderen Schritte des Hausbaus werden eher vom Wahrsager bestimmt, als vom Baufachmann. Die Wahrsager finden den besten Zeitpunkt um ein Auto zu kaufen, dabei die richtige Farbe zu wählen oder sie ermitteln den passenden Termin für eine Hochzeit, sie finden den richtigen Augenblick für den Familienzuwachs aber auch den passenden Moment für die Beerdigung.

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reise-ansichten Gräber Reisfeld Vietnam.

 

Auf dem Land bestimmt der Wahrsager den Ort der letzten Ruhe, den dritten Schritt im vietnamesischen Beerdigungsritual. Da man hier nicht an Friedhöfe gebunden ist, sind Wahrsager „ganz frei“ darin, den passenden Ort in der passenden Himmelsrichtung zu finden. Für uns sieht damit die Wahl des Ortes manchmal etwas unvermittelt aus, oft liegen die Grabstätten mitten in Feldern, manchmal von Wasser umspült und schlecht erreichbar.

Das Beerdigungsritual ist in Vietnam besonders, es gibt eine fest einzuhaltende Abfolge. Der Verstorbene bleibt mindestens 24 Stunden für häusliche Zeremonien in der familiären Umgebung. Nach dem vom Wahrsager der Tag der Beerdigung ermittelt wurde, wird der Verstorbene im Kreis der Familie und Freunde auf dem Friedhof in einem einfachen Hügelgrab beerdigt. Nach zwei bis drei Jahren werden die Gebeine wieder entnommen, von Friedhofsangestellten gereinigt und sorgsam geordnet, in einer Holz- oder Tontruhe verwahrt und an ihren letzten Bestimmungsort gebracht, eine steinerne Grabstätte dessen Lage der Wahrsager ermittelt hat.

In Vietnam geht man davon aus, das die Seelen der Verstorbenen weiterleben und das sie die Nachkommen beschützen. Noch heute suchen viele Vietnamesen in den ehemaligen Kriegsgebieten nach den sterblichen Überresten ihrer im Krieg gestorbenen Angehörigen um sie nach ihrer Tradition zu beerdigen, damit die Seele den Körper verlassen, ihren Frieden finden und für den Schutz der Nachkommen sorgen kann. Da die Suche fast unmöglich ist und wenn, dann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde, werden Wahrsager zu Hilfe gerufen, die zum einen eine Verbindung zu dem Verstorbenen herstellen können und zum anderen beim Auffinden behilflich sind. Der Vietnamkrieg wirkt auch in den Traditionen noch sehr intensiv nach.

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