A‘ na dä – ist das, was eine Reise durch Myanmar unvergesslich macht. Für dieses burmesische Wort gibt es keine Übersetzung in die deutsche Sprache, man kann es als Wesenszug der Myanmaren oder als ihre sehr kultivierte Art der Höflichkeit übersetzen.
Nach unserer Ankunft in Mandalay, der alten Hauptstadt Burmas, machen wir uns entlang der Pinya Street auf den Weg zum empfohlenen Sunset Point am Ayeyarwady. Die Trockenzeit bedeutet für Mandalay, das sich das Nachmittagssonnenlicht durch dichte Staubschichten kämpft, die vom stetigen Verkehr aufgewirbelt werden. Die hier lebenden Myanmaren folgen gleichmütig, vom Staub unbeeindruckt ihrem Tageswerk. Die Straßenhunde haben ihren Platz in der Nähe der kleinen Straßenimbisse oder direkt in der Mitte der Straße gefunden und können sich der Achtsamkeit der Bus-, TukTuk- und Mopedfahrer gewiss sein. Ganz von selbst zaubert sich auf unsere Gesichter ein andauerndes Lächeln. Unser Mingalaba wird von allen Seiten ebenso fröhlich zurück gegeben. Der Sunset Point ist die Attraktion aus dem Reiseführer, für uns wird es das kleine, arm anmutende Dorf rechts unten am Fluß. Mit einem kleinen Holzkahn setzen wir über und treffen wieder auf die einfachen Stelzenhäuser aus Holz und Bambusgeflecht. Die Kochstellen unter den Häusern sind längst angezündet, von dort wird uns zu gewunken oder ein freundliches Mingalaba zugerufen. Ein junger Mann, der vor seinem Haus sitzt, zeigt uns den Weg zum Ufer des Ayeyarwady. Hier werden kleine Boote entladen, Kinder spielen Fußball, es wird gebadet, Hunde, Schweine und Hühner bewegen sich frei. Drei kleine Mädchen finden an unserer Kamera Gefallen und lassen sich fotografieren, ein junger Mann kommt stolz mit seinem kleinen Kind und seinem Schwein zu uns und lässt sich ebenso fotografieren. Noch einen längeren Moment sitzen wir zwischen den Dorfbewohnern und schauen gemeinsam auf das Treiben am Fluss. Zurück an der Bootsanlegestelle treffen wir zwei Novizen mit einem Spielzeugmaschinengewehr, ihr Blick ist ernst und sie wissen scheinbar ihr Spielzeug richtig zu handhaben. Der abendliche Frieden lässt sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
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Am nächsten Tag fahren wir mit dem Fahrrad durch das quirlige Mandalay. Die Mahamuni Pagode ist unser Ziel, neben der Shwedagon Pagode in Yangon und dem goldenen Felsen in Kyaikhtiyo, ist sie eines der bedeutendsten Heiligtümer Myanmars. Hier verliert der verehrte Mahamuni Buddha täglich seine eigentliche Figur, weil permanent Blattgold von Opfer bringenden Myanmaren auf seinen Körper geklebt wird.
Wir bewegen uns fast selbstverständlich durch den ebenmäßig fließenden Verkehr, obwohl die Verkehrsdichte enorm hoch ist, ist das Miteinander sehr rücksichtsvoll, Fahrräder werden von schnelleren Fahrzeugen erst nach mehrmaligem Hupen langsam überholt. Trotz aller nötigen Aufmerksamkeit, gibt es auch hier immer wieder warmherzige Begegnungen, ein kleines Kind schenkt einen Handkuss, ein Mönch lächelt uns zu, während einem kurzen Halt grüßt eine junge Burmesin von ihrem Schreibtisch.
Morgens um 4.30 Uhr fährt unser Zug von Mandalay Richtung Hsipaw, im nördlichen Shan State. Wir erkennen das ungleichmäßige Schaukeln des Zuges wieder. Zwei junge Burmesinnen mit ihren Kindern sitzen uns gegenüber, der wenige Platz auf der Sitzbank reicht, um im Schneidersitz mit je einem Kind auf dem Schoß wieder einzuschlafen. Die ersten Stunden in der Ordenary Class, im einfachsten Zugabteil werden schlafend verbracht. Nach dem Halt in Pyin Oo Lwin steigen Frauen mit großen Körben auf ihren Köpfen ein. Geschickt balancieren sie ihre angebotenen Speisen durch den sich heftig bewegenden Zug. Manchmal kann man das nächste Abteil für einige Zeit nicht erreichen, weil sich die Türen der Wagons voreinander verschränken. Die Fahrgäste sind bunt gemischt und das Gepäck noch einmal mehr. Junge Soldaten transportieren ihre Gewehre mit Spanngurten befestigt auf der Gepäckablage, unter unserer Bank und teilweise unter unseren Füßen werden riesige Säcke mit getrockneten Kräutern transportiert. Die alte Dame, die hier den halben Wagon mit ihren Säcken füllt, kann sich der Hilfe aller Reisenden beim Aussteigen gewiss sein. Immer wieder muss ich ein junges Mädchen beobachten, das mit einer sympathischen Selbstverständlichkeit, die aufrechte, stolze Art ihrer Großmutter auf der Holzbank zu sitzen ausnutzt, um ihren Kopf für kurze Momente zum Schlafen besser platzieren zu können. Als die beiden später aussteigen, schenken sie mir neben einem Lächeln gekochte Maiskolben. Auch wenn nach 10 Stunden Zugfahrt auf den einfachen Holzbänken das Sitzfleisch fast verbraucht ist, würden wir niemals in die Upper Class wechseln, zu besonders sind die Begegnungen auf den einfachen Plätzen.
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Wir spüren deutlich, wir sind längst wieder mittendrin. Alle Freundlichkeit der Myanmaren wird uns seit der ersten Minute zuteil und fast jedes Lächeln wird zurück geschenkt. Die reich Beschenkten reisen weiter voll warmherziger Begeisterung für das ärmste Land Südostasiens.