Faszination Mount Everest

Er liegt fast vor der Haustür von Darjeeling, der Mount Everest.
1953 gelang es Edmund Hillary und dem Sherpa Tenzing Norgay, aus der englischen Expedition, den Gipfel zu erreichen.

Norgay lebte in Darjeeling und gründete dort das Himalayan Mountaineering Institut (HMI), das auf dem Gelände des sehr sehenswerten Zoos liegt. Um sein Grab auf dem Institutsgelände entstand ein grossartiges Museum über den Himalaya und die Geschichte der Besteigung des Mount Everest. Der Museumsbau, mit seiner winkeligen Komplexität, ist eine gelungene, abstrakte Annäherung an die Bergwelt.
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reise-ansichten Everest HMI Museum Darjeeling
Vitrine mit original Gegenständen der 1953 Mount Everest Expedition
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Der Wunsch, den Everest besteigen zu wollen, ist objektiv gesehen ein Fall für die Anstalt. Noch heute sterben jährlich Menschen bei dem Versuch. Und doch ist der Wunsch zutiefst menschlich, denn dahinter steckt der Innovationswille unserer Spezies, ohne den wir vermutlich noch heute in der Höhle sitzen würden. Wie gross dieser Wille sein kann, zeigen die ersten Expeditionen. Die Faszination auf unbekannten Wegen, mit einer unglaublich primitiven Ausrüstung und ohne jedes Sicherheitsnetz, nur durch das bedingungslose Vertrauen auf die Partner gesichert, den Mount Everest anzugehen, ist im Museum spürbar. Teile der Expeditionsausrüstungen von 1920 bis in die Gegenwart sind ausgestellt, dazu Unmengen an Fotos, Texten, Karten.
Die ersten Expeditionen wurden noch als nationale Erfolge der ausführenden Länder medial gefeiert. Hitler beispielsweise schenkte dem nepalesischen König ein teures Teleskop, das auch hier im Museum steht, vermutlich um den deutschen Expeditionen die Genehmigungen zu erleichtern. Die letzte mediale Aufmerksamkeit gelang 1980 Reinhold Messner, der als erster Mensch ohne Sauerstoffflaschen den Gipfel erreichte.
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reise-ansichten HMI Darjeeling
HMI Museum mit dem erwähnten Teleskop
Heute ist der Gipfelaufstieg als Paket mit Vollpension für um die 40.000 Dollar buchbar. Notfalls wird der Tourist hochgetragen. Das ist nur möglich, weil die Sherpas schon im Frühjahr beginnen, den Gipfelaufstieg vorzubereiten. Strecken werden gesichert, Depots angelegt. Aber der Mount Everest ist nicht das deutsche Alpenvorland. 2014 tötete eine Lawine 16 Menschen, die meisten davon Sherpas. Die Everest Saison war danach beendet, weil die Sherpas in einen Streik traten. Schon der verstorbene Tenzing Norgay beschwerte sich einmal bitterlich, dass die Kameradschaft und Solidarität zwischen Sherpas und Bergsteigern einer Dienstleistungsmentalität gewichen sei. Auch wer viel Geld bezahlt, sollte sich seiner Verantwortung gegenüber dem unbezahlbaren Leben aller Teammitglieder bewusst sein.

2 thoughts on “Faszination Mount Everest”

  1. Lieber Peter, auch Deinen Artikel habe ich wieder mit Spannung gelesen. Gibt es aktuell noch immer Expeditionen dort hinauf? Elke

    1. Hallo Elke,
      je, die Saison wird demnächst eröffnet. Trotz der 18 Menschen, die 2015 in Folge des Erdbebens von Nepal wieder starben. In der Saison sind zeitgleich ca. 1000 Menschen (Bergsteiger, Sherpas, Helfer) mit dem Aufstieg beschäftigt.
      Lieber Gruß,
      Peter

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