Kampot ist ein kleines Städtchen nahe der Küste Kambodschas, das auch wegen seines kolonialen Charmes heute ein beliebtes Ziel westlicher Touristen ist.
Hier geht es aber um eine andere, fast vergessene Zeit, in der Kambodscha als die Schweiz Asiens galt. Unvorstellbar?
Nach dem Abzug der französischen Kolonisatoren 1954 hatte Kambodscha eine Atempause, bevor das Land ab 1966 zunehmend ein Spielball des kalten Krieges wurde und ab 1975 die Roten Khmer mit exzessiver Gewalt wüteten. Nur zur Erinnerung; innerhalb von 4 Jahren wurde fast ein Viertel der eigenen Bevölkerung getötet. Verhungert oder abgeschlachtet in dem ideologischem Wahn ein neues, autarkes Angkor zu gründen, einen agrar-kommunistischen Staat.
In dieser Atempause entwickelte sich das Land unter der Führung des Königs Sihanouk zu einer modernen, parlamentarischen Monarchie. Die Wirtschaft wuchs schnell, eine Mittelschicht etablierte sich und die Kulturszene explodierte förmlich. Alleine rund 400 Kinofilme entstanden und auch König Sihanouk drehte und spielte mit.
Steinerne Zeugen dieser Zeit sind die Villen der Wohlhabenden, die in ihrem Modernismus erstaunen. Stahlbeton machte europäisch inspirierte Architektenträume wahr. Viele dieser Villen wurden in der Gegend von Kampot und Sihanoukville gebaut und sind heute meist Ruinen. Spekulationsobjekte der reichen kambodschanischen Oberschicht, die auf noch höhere Grundstückspreise hofft. Nur für diejenigen, die gerade hoffnungsvoll einen Blick auf ihr Sparbuch werfen; ein stark sanierungsbedürftiges Gebäude kolonialfranzösischen Ursprungs in der Altstadt Kampots steht aktuell für 190.000 US Dollar zum Verkauf. Und laut Gesprächen mit ortsansässigen Geschäftsleuten werden die bezahlt.
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Die Luxusvilla auf den Fotos ist ein schönes Beispiel für einen erfüllten 60er Jahre Traum. Große Terrassen, geschwungene Linien, Fenster die die Natur nach innen holen; hohe Lebensqualität auch nach heutigen Maßstäben. Verfallen, aber noch zu retten. Wie schade, das sie vermutlich eines nahen Tages einfach abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird.
Bis zu einer neuen Schweiz Asiens hat Kambodscha wohl noch einen langen Weg vor sich. Eine Prognose, wann er beginnt, wage ich nicht; unserem unrepräsentativen Stimmungsbild aus der Bevölkerung nach, ist eine Frustration über die Bereicherung Weniger und die Korruption jedenfalls deutlich spürbar, auch wenn sie mit einem asiatischem Lächeln vorgetragen wird.