Stau auf der Straße zum Fort. Normalität in Indien wie in Deutschland und normalerweise kein Grund für einen Artikel. Doch dieser Stau auf der Straße zum Fort Amber in Jaipur ist besonders. Denn hier sind nur Elefanten unterwegs,
die prächtig geschmückt und bemalt, Touristen zum hochgelegenen Fort bringen. Und jetzt am Morgen stauen sich die majestätischen Tiere bei „Gegenverkehr“ vor einer Engstelle. Wir stehen direkt an der Mauer, die die Straße begrenzt und genießen die Elefanten, die nur wenige Zentimeter an uns vorbei ziehen. Erfreut registriere ich, dass immer nur 2 Touristen auf dem Elefanten sitzen. Eine große Erleichterung für die Tiere die erstaunlich wenig Last auf ihrem Rücken tragen können.
Amber wurde kurz nach der ersten Jahrtausendwende gegründet und war bis 1727, als Maharadscha Jai Singh die Stadt Jaipur gründete, die Hauptstadt der Region.
Der Palast ist riesig und seine moslemisch geprägte Architektur ein Musterbeispiel für klimagerechtes Bauen. Im Hofbereich schmale, hoch gemauerte, nach oben offene Gänge lassen nur für den kurzen Moment des Zenits die Sonnenstrahlen hinein. Große unterirdische Zisternen speichern das Regenwasser, das eigentlich nur einmal im Jahr, während des Monsuns, fällt und halten es lange kühl und frisch.
In einem großen Innenhof liegt ein kunstvoll gestalteter Garten, direkt gegenüber die privaten Räume des Maharadscha, der Sheesh Mahal. Wände und Decken sind mit kleinteiligen Ornamenten in lehmgrau und den in der Nordwestecke Indiens so häufig zu findenden Spiegelmosaiken belegt. Hier sind die Spiegel allerdings alle konkav gewölbt, was in Verbindung mit der Anordnung in multiplen Versprüngen und Nischen dem Betrachter eine magische, fast unendliche Tiefe vorspielt. Gleichzeitig wird das Licht gedämpft in die dahinterliegenden Räume geleitet, deren marmorne Wände mit einer Wasserkühlung höchsten Luxus versprechen. Wohnkomfort ist halt keine Erfindung der Neuzeit.
Elefanten und Touristen – das ist ja häufig für die Elefanten keine ganz glückliche Kombination. Und trotz des erstmal recht guten Erscheinungsbildes der Tiere sind wir bei der Recherche zu diesem Artikel auf diesen umfänglichen Bericht gestoßen, der noch erhebliche Probleme bei der Haltung der Elefanten in Amber aufzeigt. So hat der Staat auf öffentlichen Druck hin schon einiges für die Elefanten getan. Maximal 5 mal darf jeder Elefant pro Tag die steile Strecke gehen und nur maximal 2 anstatt der sonst üblichen 4 Personen dürfen auf den Rücken. Was der Besucher nicht sieht, bedarf noch dringend der Verbesserung: Die Elefanten werden den restlichen Tag über angekettet, teils in Einzelboxen gehalten, so das ihnen das soziale Miteinander der Herde fehlt. Der steile Aufstieg auf dem grob gepflasterten Weg setzt den Füssen recht stark zu.
Die Mahouts gehen sehr unterschiedlich mit den Tieren um. Während einige ihre Macht über den Elefanten durch Schläge unter Beweis stellen müssen, haben andere ein sichtbar „freundschaftlicheres“ Verhältnis. Wer sich als Tourist also die Frage stellt – reiten oder nicht – könnte mit etwas Zeit zur Beobachtung auch eine gezielte Entscheidung für einen Mahout treffen. Und ihm dieses Kriterium auch mitteilen, denn über den geschäftlichen Erfolg, sprich Geld, ändert sich die Welt am ehesten. Leider.