Unliebsame Überraschung in Bukit Lawang

Unsere Nacht in Bukit Lawang war vorläufig zu Ende, als es gegen Mitternacht an unserer Tür klopfte „please open, you have to leave your room because of the river“! Jetzt hörten wir es auch – der Fluss Bohorok war ohrenbetäubend laut.

Schlaftrunken flogen unsere Sachen in die Rucksäcke und wir folgten dem Lärm. Der Bohorok sammelt das Wasser aus dem Gunung Leuser Nationalpark und ist dessen größter Fluss. Was am Abend noch der uns inzwischen wohlbekannte, unruhige, nur 40 cm tiefe und klare Fluss war, hatte sich in einen 2 Meter tiefen, reißenden, gelben Strom verwandelt, der bereits bis ans Restaurant Fundament reichte. Die erste Brücke war schon weggerissen, der Uferweg überschwemmt und damit der Rückweg in den Hauptort versperrt. Denn der nördliche Ortsteil ist von steilen, urwaldähnlichen Hügeln umgeben und kann nur über den Fluss erreicht werden. Fast zwei Stunden beobachteten wir mit den anderen Gästen und der Familie des Junia Guesthouses den Wasserstand, der dann ganz langsam abnahm. Am gegenüberliegenden Ufer stürzten die ersten Vordächer ein, mehr war in der Dunkelheit nicht auszumachen. Irgendwann legten wir uns wieder hin, da die Guesthouse Betreiber Wache hielten.
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reise-ansichten Bukt Lawang Flut
Aufgang zur ersten Brücke, die nicht mehr da ist…
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Häuser am Südufer des Bohorok.

Nach eine unruhigen Restnacht klingelte um 6.30 Uhr der Wecker – unser Bus ging um 8 Uhr.

Am Morgen war der Wasserstand bei uns um einen halben Meter gefallen und die Spuren der nächtlichen Gewalt sichtbar. Ganze Baumstämme lagen im Uferbereich, zwei Häuser waren völlig zusammengebrochen, ein Dutzend stärker beschädigt, alle Holzbauten am Ufer weggerissen. Am unteren Ende von Bukit Lawang, wo das Gefälle des Flusses besonders stark ist und er eine Kurve macht, sind die Uferbefestigungen 5 m hoch. Die Bohorok hat sie in der Nacht trotzdem überwunden und dort wo ein Holzhaus stand, Baumstämme abgeladen.

Von den vier Brücken fehlten zwei ganz, nur die Hochbrücke war unbeschädigt. Sie war nach dem verheerenden Hochwasser 2003 gebaut worden, damals sind fast 200 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch Touristen. Die Baumaßnahmen zur Uferbefestigung und die Verbreiterung des Flussbettes im Ortsbereich, die danach erfolgten, haben dieses heftigste Hochwasser seit 2003 glimpflich ablaufen lassen. Auch blieb eine plötzliche, meterhohe Flutwelle aus. Bis zu unserer Abreise gab es glücklicherweise keine Opfer unter der Bevölkerung.
Die Aufräumarbeiten mit Militärunterstützung waren schon am Morgen angelaufen. Hoffen wir, das die nächsten Tage trockener als die letzten werden.
Reiseblog Tips zu Hochwassersituationen in Bukit Lawang
  • Da das Flussbett auf der Südseite des Bohorok tiefer ist und die Häuser dichter am Ufer stehen waren die Schäden dort höher. Wer in der Regenzeit kommt und trotz des sehr umsichtigen Verhaltens der Hotelbetreiber besonders sicher wohnen möchte, dem sei das Nordufer empfohlen. Ein einfaches Verlassen von Bukit Lawang ist dann allerdings erst wieder möglich, wenn der Uferweg zur Hochbrücke frei ist, was bei uns schon am nächsten morgen der Fall war.
  • Das Übernachtungslager im Nationalpark liegt bei einem solchen Hochwasser ungünstig direkt am Fluss. Die Guides sind sehr wachsam, die Fluchtmöglichkeit nach oben sollte aber rechtzeitig genutzt werden.

Nachtrag 16.12.15: Nach unseren Informationen hat sich die Lage schnell wieder normalisiert und es sind keine Menschen ernsthaft verletzt oder gar getötet worden. Wir können den Besuch Bukit Lawangs in der Regenzeit sehr empfehlen, denn die geringe Touristenzahl lässt ein viel intensiveres Tier- und Dschungelerlebnis als in der Hochsaison zu. Und die Gefährlichkeit des asiatischen  Straßenverkehrs ist auf jeden Fall deutlich höher, als ein eventuelles Hochwasser…

reise-ansichten Bohorok in Bukit Lawang
Der Bohorok in Bukit Lawang am Morgen. Im Hintergrund die in der Nacht überspülte Uferbefestigung

3 thoughts on “Unliebsame Überraschung in Bukit Lawang”

    1. Hallo,
      nach dem ersten schlaftrunkenen Blick auf den heftig aufgewühlten Fluss war uns schon unwohl. Aber die Guesthouse Betreiber haben sehr gut aufgepasst und uns auch einen Fluchtweg gezeigt, für den Fall eines dramatischen Wasseranstiegs der zum Glück nicht eintrat. Rückblickend können wir sagen, das Bukt Lawang aus der Flut 2003 gelernt hat und wir uns sehr sicher gefühlt haben.

  1. Ich bin sehr froh, dass euch nichts passiert ist!
    Hört sich auf jeden Fall aufregend an, schön, dass gut auf euch aufgepasst wurde 🙂
    Ganz liebe Grüße!

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