Als wir uns spontan entschieden nach Indonesien zu reisen, waren wir nicht gut informiert. Der Flug nach Jakarta war schnell gebucht aber in der 10 Millionen Stadt wollten wir nicht bleiben.
Viele Stunden im Bus hatten wir gerade hinter uns und somit war der Fund eines günstigen Fluges nach Yogyakarta ein zufälliges Glück.
Yogyakarta wirkt wie eine Kleinstadt – trotz ihrer 3,6 Millionen Einwohner. Man bewegt sich selbst eher gemütlich durch die besonders anmutende Stadt. Hier trifft vieles auf einander. Der amtierende Sultan ist gleichzeitig Gouverneur der autonomen Sonderzone Yogyakarta, was diese zu dem einzigen Sultanat von Indonesien macht.
Der Kraton, der alte Stadtkern mitten in der Stadt, führt den Reisenden auf eine besondere Art durch die Gewohnheiten und Traditionen der Javaner. Beginnt der Spaziergang durch den Kraton an einem Sonntagnachmittag, trifft man viele Javaner auf dem Alun Alun Lidul, ein südlich vor den Toren des Sultanpalastes gelegener freier Platz. In der Mitte stehen zwei große Banyan Bäume. Die Atmosphäre bleibt durch ihre Leichtigkeit und Fröhlichkeit gut in Erinnerung. Hier wird Ball gespielt, gepicknickt, hier trifft man sich zum beliebten Masangin Spiel. Derjenige hat einen Wunsch frei, der es mit verbundenen Augen schafft, den Weg zwischen den Banyan Bäumen hindurch zu finden. Durch das bunte Treiben auf dem Platz bewegen sich die Suchenden oft in einem Meer von Seifenblasen, die zur großen Freude der Kinder in bunten Bechern verkauft werden. Wer keine Augenbinde hat, kann am Rande des Platzes eine leihen. Kleine Essensstände, Warung genannt, werden aufgebaut und locken mit Sate, Goreng Gerichten oder gebackenen Bananen. Nach Sonnenuntergang kann man den Platz in kleinen Mobilen mit Fahrradantrieb umrunden, dank einem Übermaß an LED Leuchten an jedem Gefährt, bewegt man sich in einem Saurier, einer Libelle oder einfach nur als Hello Kitty! vorwärts. Stille ist hier nicht erwünscht und jedes Mobil hat seine eigene Musik, der Saurier hört eben andere Songs als Hello Kitty!
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Der Sultanspalast ist ein sehenswertes Beispiel klassischer javanischer Hofarchitektur. Besucht man ihn an einem Vormittag, erlebt man traditionelle Musik, Tanz oder Puppenspiel in einem der vielen Pavillions. Für uns ungewohnt aber beeindruckend war das Spiel des Gamelan Orchesters. Es beinhaltet Xylophone, Gongs, Rasseln, Trommeln, Flöten und Geigen ähnliche Streichinstrumente. Eine Vielzahl von Musikern trifft auf eine ebenso große Zahl von Sängern, umgeben von einigen Palastwachen, die im traditionell javanischen Stil gekleidet sind. Ein Sarong mit besonderem Batikmuster, dazu eine schlichte Jacke aus der ein Krummsäbel herausragt.
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Bewegt man sich durch die verschiedenen Höfe und deren Pavillons mit Ahnengalerie der Sultane und kleinem Batik Museum und verlässt südwestlich den Palast, kann man direkt zum Wasserschloss Taman Sari gehen. Ein Teil des Schlosses ist durch ein Erbeben und den ersten Java Krieg, Mitte des 19. Jahrhunderts zerstört worden und nur zum Teil wieder aufgebaut. Die Bäder des Sultans und seiner Hofdamen, drei Badebecken von verzierten Mauern umgebenen und von einem portugiesischen Architekten entworfen, sind gut erhalten und sehr stimmungsvoll. Unterirdische Gänge haben in früherer Zeit die Bäder und das Wasserschloss miteinander verbunden.
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Lässt man den Kraton mit seinen Palästen, seinen farbenfrohen, dicht bebauten Straßenzügen und luftigen Plätzen hinter sich, trifft man auf das bunte künstlerische Leben Yogyakartas. Neben Straßenmusik, künstlerischen Werkstätten, Ateliers, Galerien und Street Art begeistert das Viertel um die Jalan Suryodiningratan und Jalan Tirtodiporan auch mit kulinarischen Köstlichkeiten. Einige traditionelle, indonesische Buffet Restaurants mit verschiedensten, teils sehr scharf gewürzten javanischen Gerichten wechseln sich mit holländischer Küche und sehr empfehlenswerter mediterraner Küche im „Mediterranea“ ab. Als köstliches Dessert kann eine italienische Chocolaterie mit Café fast nebenan empfohlen werden. Um nicht Gefahr zulaufen, sich in den kulinarisch dargebotenen Kontinenten zu verirren, ruft fünf Mal am Tag richtungsweisend der Muezzin…