Hymne an Rangun

Die Augen des Betrachters werden trunken – fantasievoll geformte Balkongitter sind von Planzen und Moosbewuchs umgeben, auf der klassische Fassade ringen schwarzer Schimmel und traumhaft morbide Farbtöne um die Vorherrschaft.

Moderne, farbige Überdachungen geben Fenstern Schutz, dazwischen Stromleitungen, Wäsche, Satellitenschüsseln und Vogelkäfige. Was auf den ersten Blick wie die Inszenierung eines durchgeknallten Bühnenbildners wirkt, ist Leben pur; die Altstadt von Rangun.
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Rangun Myanmar
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Jahrzehntelanger Verfall, tropisches Klima und die Bemühungen der Bewohner gegen beides haben genau dieses Stadtbild hervorgebracht. Die Häuser sind meist aus den ersten dreißig Jahren des 20. Jhd., dreistöckig und für ihre Bewohner nicht annähernd so romantisch wie für den Reisenden. Nicht wenige würden eher heute als morgen in eine neue Wohnung umziehen, von denen erst wenige fertig sind. Doch die Vorboten der Moderne sind auch in Rangun nicht zu übersehen – Baukräne. Wer die Geschwindigkeit asiatischen Wandels kennt, weiß: In spätestens 10 Jahren wird Rangun eine andere Stadt sein. Der Kampfrunde Sanierung gegen Abriss ist eröffnet und ihr Ausgang offen.
Die Innenstadt ist rechtwinkelig strukturiert. Die quadratischen Blocks werden von schmalen Nord/Süd Gassen durchzogen. Die Straßen werden zu den Stosszeiten von unzähligen Taxis, Pickups und Bussen gefüllt. Privatautos sind nur recht wenige unterwegs. Dazwischen sieht man die Fahrräder mit seitlichem Beiwagen, eine urige, myanmarische Spezialität. Die Busse fallen auf; unglaublich klapprig in ihrer Optik. Allem entledigt was zum Fahren nicht unbedingt nötig ist, haben sie immer einen Schaffner an Bord. An jedem Haltepunkt springt er aus der Türöffnung, denn eine Tür zählt ebenfalls nicht zum Nötigsten, brüllt die Fahrtroute unters Volk, schiebt die Passagiere in den Bus und kassiert die umgerechnet 10 Cent Fahrpreis. Die alten Busse sind eine bedrohte Spezies; die ersten modernen Busse fahren schon.
In der Innenstadt wird es ab 18 Uhr langsam ruhiger auf den Straßen, die Restaurants sind voll und die ersten schließen bereits um 19 Uhr wieder. Ab 20 Uhr schaut der Reisende verwundert auf die leeren Straßen und dabei ungläubig auf die Uhr. In den Vorstädten von Rangun geht das Straßenleben allerdings bis Mitternacht.
Die Menschen hier sind sehr freundlich, aber spürbar zurückhaltender als beispielsweise in Vietnam. Als reisender Europäer kann man sich recht unauffällig durch die Stadt bewegen, wird nur selten und dann dezent angesprochen.
Die Hotelpreise sind allerdings in Myanmar ein Ärgernis, Rangun macht da keine Ausnahme. Kommt man in Vietnam und Kambodscha mit 20 Dollar gut klar, darf es hier gerne das doppelte sein. Es empfiehlt sich die vorherige Buchung über Agoda oder ähnliche Plattformen, denn je nach Reisezeit sind Zimmer knapp!
Sehr wohlgefühlt haben wir uns im Lotus Bed & Breakfast, dessen Betreiber ein unglaublich sympathischer Mensch ist, der zudem noch bestens Englisch spricht. Gleich gegenüber gibt es eine Bäckerei mit Restaurant, die sehr preiswert und gut ist.

2 thoughts on “Hymne an Rangun”

  1. Hallo ihr beiden,
    10 Tage von euch nichts zu lesen, das war ungewöhnlich. Freue mich, dass wir wieder wissen wo ihr seid. Allerdings hätte ich euch eher in Laos oder Thailand vermutet, wenn ich auf die Karte sehe.
    Alles Liebe Uschi

    1. Hallo liebe Uschi,
      wir sind jetzt seit zwei Wochen in Myanmar unterwegs, zwischen Yangon, dem schönen Ngwe Saung Beach, Kyaitkhtiyo und dem goldenen Felsen und jetzt Bago, der alten Mon Hauptstadt. Wir sind mit diesen besonderen Orten aber auch etwas entfernt von aller Kommunikation per Internet, oft gibt es keinen Strom und das WiFi Netz ist vorhanden aber nicht wirklich nutzbar, hier in Bago ist wieder „Kontakt“ möglich, Du liest noch von mir. Und an alle Anderen, die uns auch vermisst haben, ebenso herzliche Grüße! Auch ihr werdet bald wieder von uns lesen! Dana

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